Fernheizwerk Neukölln Aktiengesellschaft

Berlin

Halbjahresfinanzbericht nach WpHG zum Zeitraum vom 01.01.2024 bis zum 30.06.2024

Zwischenlagebericht vom 1. Januar bis 30. Juni 2024

Grundlagen des Unternehmens

Geschäftsmodell Die Fernheizwerk Neukölln Aktiengesellschaft (FHW) ist der traditionelle Fernwärmeversorger im großstädtischen Kerngebiet des Berliner Bezirks Neukölln. Am Weigandufer 49 erzeugt das Unternehmen Fernwärme. Dafür sorgen derzeit sechs Großkessel unter Einsatz von Holzpellets, Erdgas und Heizöl. Zusätzlich produzieren fünf Blockheizkraftwerke (BHKW) effizient Wärme und Strom in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Dieser gekoppelte Erzeugungsprozess ermöglicht einen besonders hohen Ausnutzungsgrad der Brennstoffe.

Unsere Fernwärme für Heizung und Warmwasserbereitung erreicht ein Stadtgebiet mit ca. 200.000 Einwohnern, eine komplette öffentliche Infrastruktur, drei große Geschäftsstraßen und ein Industrie- und Gewerbegebiet mit einer Fläche von ca. 280 ha. Unser Wärmenetz wächst stetig und reicht mittlerweile vom Landwehrkanal in Kreuzberg über die Grenzallee in Neukölln, Reuterkiez und Körnerpark bis an das Tempelhofer Feld in der Oderstraße.

Unsere Fernwärmekunden gehören zur Wohnungswirtschaft (85 %), sind öffentliche Einrichtungen (9 %) und Gewerbeobjekte (6 %). FHW verfügt nach eigenen Erhebungen über einen Anteil von annähernd einem Drittel am lokalen Wärmemarkt. Bei der Bereitstellung der Wärme entfällt auf die Hauptwettbewerbsenergie Erdgas rund die Hälfte, der Anteil von Heizöl verläuft rückläufig und auf den Einsatz von Steinkohle konnte verzichtet werden. Der hohe Marktanteil und unser stetig wachsendes Fernwärmenetz bilden die Grundlage unserer Geschäftstätigkeit.

In den nächsten Jahren steht Neuköllns ökologisch-soziale Wärmewende im Fokus. Infolgedessen werden aktuelle bedeutende Investitionen in die Erzeugeranlagen getätigt. So wurde der Ausstieg aus der Steinkohleverbrennung bereits im letzten Jahr realisiert. Dafür modernisieren und ersetzen wir im laufenden Betrieb unsere Wärmeerzeugungsanlagen am Standort durch neue, umweltfreundlichere Anlagen und integrieren verstärkt regenerative Energiequellen. Zudem ermutigen wir lokale Unternehmen, bei denen Verbrennungs- und Erhitzungsprozesse stattfinden, industrielle Abwärme in unser Fernwärmesystem einzuspeisen, um so die CO 2 -Emissionen des FHW stetig zu senken.

Wirtschaftsbericht

Rahmenbedingungen

Im Energie- und speziell im Brennstoffmarkt setzte sich die bereits im vergangenen Jahr einsetzende Beruhigung weiter fort. Die Brennstoffpreise für Erdgas, Holzpellets und Heizöl waren im ersten Halbjahr 2024 weiter rückläufig. Des Weiteren wird der Geschäftsverlauf von FHW als Wärmeversorger maßgeblich vom Wetter beeinflusst. Die Heizgradwerte, als branchenübliches Maß für die Witterungsverhältnisse, lagen im ersten Halbjahr ca. 12 % unter dem Vorjahreswert. Es war somit spürbar wärmer als im ersten Halbjahr 2023.

Für FHW hat neben der Versorgungssicherheit eine energieeffiziente und ressourcenschonende Fernwärmeerzeugung oberste Priorität. Gleichzeitig wird im Zuge der energiepolitischen Entwicklungen ein zunehmender Einsatz regenerativer Energien erforderlich, um die Umweltauswirkung bei der Wärmeproduktion kontinuierlich zu reduzieren. Fernwärmeversorgungsunternehmen werden durch das Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetz (EWG Bln) gesetzlich dazu verpflichtet, bis 2030 40 % des Fernwärmebedarfs aus erneuerbaren Energiequellen zu decken. Zwischen den Jahren 2024 bis 2045 soll zudem die komplette Erzeugung CO 2 -neutral sein. Die Beendigung der Energieerzeugung auf Basis von Steinkohle ist für Berlin bis zum Jahr 2030 gesetzlich festgeschrieben. Ziel dieser Maßnahmen ist die Reduzierung der CO 2 -Emissionen in Berlin um mindestens 70 % bis 2030, um mindestens 90 % bis 2040 sowie um mindestens 95 % bis 2045 im Vergleich zu 1990. Um diese Ziele zu erreichen, hat das Land Berlin Betreiber allgemeiner Wärmeversorgungsnetze dazu verpflichtet, einen Dekarbonisierungsfahrplan zu entwickeln und diesen bei der Regulierungsbehörde für Fernwärme vorzulegen. FHW ist dieser Pflicht im Vorjahr nachgekommen. Im ersten Halbjahr 2024 wurde darüber hinaus ein Plan zur Transformation der Erzeugungsanlagen hin zu einer klimaneutralen, wirtschaftlich tragfähigen und versorgungssicheren Wärmeversorgung erstellt, der die anstehenden Teilprojekte für die kommenden 20 Jahre skizziert.

FHW stellt sich diesen Herausforderungen, indem bei der Eigenerzeugung zunehmend auf umweltfreundlichere Brennstoffe gesetzt wird und auch in der ersten Jahreshälfte 2024 weitere Maßnahmen für die Modernisierung von bestehenden Erzeugungsanlagen initiiert und fortlaufend umgesetzt wurden. Es ist das erklärte Ziel von FHW, den Erzeugerpark bis 2025 auf eine emissionsarme, insbesondere kohlefreie und auf erneuerbaren Energien basierende Erzeugung umzustellen. Weiterhin gilt es u. a. die KWK-Ausschreibungsverordnung (KWKAusV), das Erneuerbare- Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG), die Energieeinsparverordnung (EnEV), das Gebäudeenergiegesetz (GEG) sowie die Wärmelieferverordnung (WärmeLV) zu berücksichtigen.

Die geschäftlichen Rahmenbedingungen für die Fernheizwerk Neukölln AG zeigen sich im Vergleich zum Vorjahr stabil. Entsprechend sind die Ergebniserwartungen an das Geschäftsjahr 2024.

Geschäftsverlauf

Produktions- und Leistungsentwicklung

Am Standort Weigandufer werden derzeit sechs Großkesselanlagen und fünf BHKW betrieben. Insgesamt ist eine Feuerungswärmeleistung von rund 187 MW installiert. Die Großkesselanlagen produzieren Wärme durch den Einsatz der Brennstoffe Holzpellets, Erdgas und Heizöl. Im Rahmen der Kraft-Wärme-Kopplung werden in den mit Erdgas betriebenen BHKW gleichzeitig Wärme und Strom erzeugt. Zusätzlich erfolgt am Standort Kiehlufer eine Wärmeeinkopplung aus dem Heiznetz Mitte der BEW Berliner Energie und Wärme AG (vormals Vattenfall Wärme Berlin AG). Über ein Leitungsnetz mit einer Trassenlänge von ca. 122 km und rd. 1.480 Wärmeübergabestationen versorgt unser Unternehmen im großstädtischen nördlichen Kerngebiet des Berliner Bezirks Neukölln rund ein Drittel der Haushalte, diverse Gewerbekunden sowie öffentliche Einrichtungen mit Fernwärme für Heizung und Warmwasserbereitung.

Im ersten Halbjahr 2024 konnte das kontinuierliche Wachstum mit sieben Neuanschlüssen und einem Anschlusswert von 1,1 MW (Vorjahr: 2,2 MW) fortgesetzt werden. Zum 30. Juni 2024 ergab sich per Saldo ein Gesamtanschlusswert von rd. 300 MW (Vorjahr: 297 MW).

Durch die hohe Brennstoffflexibilität und optimierte Brennstoffbeschaffung hat das FHW den Brennstoff- Mix im ersten Halbjahr entsprechend den Marktpreis- und Witterungsbedingungen angepasst. Im Rahmen der Brennstoffeinsatzplanung wurde zum einen auf die Kostenoptimierung und zum anderen auf die Erreichung der angestrebten Effizienz- und Umweltkennziffern geachtet.

Angesichts der spürbar wärmeren Witterung lag der Wärmeabsatz mit rund 227 GWh um 4,6 % unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums (238 GWh). Die eigenerzeugte Wärme lag mit 182 GWh leicht über dem Vorjahresniveau (178 GWh). Gleichzeitig wurde der Fremdwärmebezug reduziert und befand sich mit 69 GWh rund 18 % unter dem Vorjahreswert (84 GWh).

Für die Wärmeproduktion wurden im Vergleich zum Vorjahr aufgrund der rückläufigen Brennstoffpreise deutlich mehr Holzpellets eingesetzt (+ 43 %). Im Gegenzug wurde der Einsatz von Erdgas (- 12 %) und Heizöl (- 66 %) reduziert.

Entwicklung des Beschaffungsmarktes

Der Marktpreis für Erdgas bewegte sich im ersten Halbjahr 2024 auf einem stabilen Niveau und spürbar unterhalb der Vorjahreswerte. Entsprechend befanden sich auch unsere durchschnittlichen Beschaffungspreise deutlich unterhalb des Vorjahresniveaus (- 41 %). Der Beschaffungspreis für Holz ging im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls moderat zurück (- 8 %).

Der durchschnittliche Preis für den Wärmebezug, welcher im ersten Quartal 2023 noch stark an die Erdgaspreisentwicklung gekoppelt war, sank im Zuge einer neuen Preisstruktur und allgemein rückläufiger Preise um 34 %.

Die Materialkosten beliefen sich im ersten Halbjahr 2024 auf 20,9 Mio. €. Sie lagen damit deutlich unter dem Vorjahreswert (30,8 Mio. €). Der Rückgang resultiert vornehmlich aus geringeren Wärmebezugskosten (- 5,2 Mio. €), sowie niedrigeren Einsatzkosten für Erdgas (- 4,9 Mio. €). Der höhere Einsatz von Holzpellets führte zu einem Anstieg der Holzaufwendungen (+ 1,6 Mio. €), gleichzeitig konnten hierdurch aber CO 2 -Kosten reduziert werden (- 0,4 Mio. €).

Ertragslage

Aufgrund der für die Fernwärme geltenden Preisbildung, gekoppelt an die Indexentwicklung der relevanten Brennstoffmärkte, ging der verbrauchsabhängige Arbeitspreis nach einem historischen Höchstwert in 2023 deutlich zurück. Dies führte zu Wärmeerlösen i.H.v. 31,1 Mio. € und somit deutlich unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums von 40,0 Mio. € (- 22 %). Die Stromerlöse gingen im Vergleich zum Vorjahr aufgrund gesunkener Strompreise bei einer stabilen Stromeinspeisung ebenfalls deutlich zurück (- 36 %). Im Ergebnis sanken die Umsatzerlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11,1 Mio. € auf 35,1 Mio. €.

Dem Rückgang der Umsatzerlöse standen um 9,9 Mio. € niedrigere Materialaufwendungen gegenüber. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank der Rohertrag damit um 1,2 Mio. € auf 14,2 Mio. €.

Der Personalaufwand befindet sich im Zuge von Neueinstellungen sowie einer seit 1. März 2024 geltenden Tariferhöhung mit 3,1 Mio. € merklich über dem Vorjahreswert (2,8 Mio. €). Am 30. Juni 2024 waren inklusive fünf Auszubildender 67 Mitarbeitende (Vorjahr: 64) im Unternehmen beschäftigt.

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen liegen mit 2,9 Mio. € leicht unter dem Vorjahresniveau (3,2 Mio. €). Gründe sind erhöhte Instandhaltungsaufwendungen im Vorjahr. Die sonstigen betrieblichen Erträge gingen im Zuge von im Vorjahr aufgelösten Wertberichtigungen von Forderungen um 0,2 Mio. € zurück. Die Abschreibungen in Höhe von 2,3 Mio. € liegen aufgrund des höheren Investitionsvolumens über dem Vorjahresniveau (1,9 Mio. €).

Als Resultat des rückläufigen Rohertrags (- 1,2 Mio. €) sowie der erläuterten Entwicklungen befindet sich auch das Vorsteuerergebnis (EBT) per 30. Juni 2024 mit 6,3 Mio. € um 1,6 Mio. € unterhalb des Vorjahresniveaus (7,9 Mio. €).

Vermögens- und Finanzlage

Die Bilanzrelationen zeigen eine stabile Vermögensstruktur.

Die Investitionen in das Anlagevermögen lagen im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres bei insgesamt 5,1 Mio. € und damit deutlich über dem Niveau des Vorjahreszeitraums (3,5 Mio. €). Der wesentliche Teil der Investitionen entfiel mit rund 3,0 Mio. € in die Erweiterung des Versorgungsnetzes sowie den Bau neuer Kundenanlagen. Rund 1,2 Mio. € wurden in das neue BHKW und das dazugehörige Umspannwerk investiert. Die Anlagen stehen kurz vor der Inbetriebnahme. Weitere 0,5 Mio. € wurden für den Umbau von ehemaligen Vermietungsflächen zu neuen Büroräumen verwendet. Die verbleibenden 0,4 Mio. € wurden u.a. in die Errichtung einer neuen Systemwarte, wichtige hydraulische Netzmaßnahmen sowie die übrige Betriebs- und Geschäftsausstattung investiert. Insgesamt liegt das Anlagevermögen mit 71,9 Mio. € leicht über dem Niveau des Bilanzstichtages 2023 und erreichte rund 62 % der Bilanzsumme (31. Dezember 2023: 67 %).

Die leichte Erhöhung der liquiden Mittel um 1,0 Mio. € auf 29,7 Mio. € im Vergleich zum 31.12.2023 resultiert aus einem Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit in Höhe von 7,5 Mio. € bei einem Cashflow aus Investitionstätigkeit und Finanzierung von insgesamt - 6,5 Mio. €. Die Umsetzung unseres Investitionsprogramms sowie die Tilgung der Darlehensverbindlichkeit wirkten sich belastend auf die Liquidität aus. Die Finanzierung der im Geschäftsjahr erfolgten bzw. noch ausstehenden Investitionen geschieht unter der Verwendung der vorhandenen liquiden Mittel.

Gesamtaussage zur wirtschaftlichen Lage der Gesellschaft

Als Unternehmen der Wärmeversorgung ist die Ertragslage des Unternehmens in starkem Maße abhängig von der Entwicklung der Brennstoff-, CO 2 - und Strompreise. Die im vergangenen Jahr einsetzende Erholung und Beruhigung der Energie- und Brennstoffmärkte bei noch nachlaufend hohen Absatzpreisen wirkte sich positiv auf das operative Ergebnis aus. Die ersten sechs Monate des Geschäftsjahres 2024 waren geprägt von einem deutlichen Rückgang der Absatzpreise bei stabilen Brennstoffpreisen. Dies hat einen im Vergleich zum Vorjahr rückläufigen Rohertrag zur Folge. Daher rechnen wir für das Jahr 2024 insgesamt mit einem positiven Ergebnis, allerdings unterhalb des Vorjahresniveaus.

Kapitalmarkt

Die Marktkapitalisierung betrug zum Stichtag 30. Juni 2024 bei einem Aktienkurs von 27,40 €/​Aktie 63,0 Mio. €. Im ersten Halbjahr 2024 bewegte sich der Kurs der Aktie zwischen 47,00 € und 25,40 €.

Prognosebericht

Risiken und Chancen

Risiken

Die Fernheizwerk Neukölln AG verfügt über ein umfassendes internes Berichtswesen. Im Rahmen des Risikomanagements werden Einzelrisiken regelmäßig auf ihre Bestandsgefährdungspotenziale untersucht. Keines der identifizierten Einzelrisiken wurde als bestandsgefährdend eingestuft.

Chancen

Die Investitionen werden im Geschäftsjahr 2024 voraussichtlich rund 17,7 Mio. € betragen und damit rund 3,3 Mio. € über dem Vorjahresniveau liegen. Die Erneuerung und Modernisierung des bestehenden Anlagenparks (+ 3,9 Mio. €) begründen diesen Zuwachs. Einen Großteil der Investitionen betreffen allerdings den Ausbau des Versorgungsgebietes (9,9 Mio. €) sowie weitere Netzmaßnahmen (1,9 Mio. €). Darüber hinaus wird in die Erweiterung der Bürokapazitäten investiert (1,3 Mio. €).

Für das Jahr 2024 wird von einem saldierten Anschlusswertzuwachs aus Neuanschlüssen, Erhöhungen bei gleichzeitigen Anschlusswertreduzierungen von rd. 11 MW ausgegangen. Dennoch wird witterungsbedingt für das laufende Geschäftsjahr derzeit mit einem um rd. 5 % geringeren Wärmeabsatz gegenüber dem Vorjahr gerechnet. Da auch die Absatzpreise im Zuge der Marktpreisberuhigung in 2023 in diesem Jahr deutlich zurückgegangen sind, werden Wärmeerlöse in Höhe von rd. 53,6 Mio. € und damit deutlich unter dem Vorjahreswert (67,8 Mio. €) zum Jahresende erwartet. Für die Stromerlöse wird aufgrund einer höheren Stromeinspeisung, steigenden KWK-Erlösen und trotz geringerer Strompreise ein Anstieg um rund 18 % auf dann rd. 12,2 Mio. € erwartet.

In Summe wird ein Rückgang des Gesamtumsatzes um 12,7 Mio. € (- 16 %) auf 66,0 Mio. € prognostiziert.

Für den Materialaufwand wird ebenfalls geringeren Kosten ausgegangen, allerdings unterproportional zum Umsatzrückgang. Infolge der gesunkenen Erdgaspreise wird trotz eines höheren Einsatzes der erdgasbetriebenen Erzeugungsanlagen mit um 3,7 Mio. € (- 23 %) geringeren Erdgaskosten gerechnet. Die Preise für den Wärmebezug gingen im Zuge der sinkenden Erdgaspreise ebenfalls zurück. Gleichzeitig wird mit einem geringeren Bezug von Wärme gerechnet, was einen Rückgang der Bezugskosten um 7,0 Mio. € erwarten lässt. Gleichzeitig führt ein Anstieg des Holzeinsatzes trotz geringerer Preise zu einem Anstieg der Holzaufwendungen um 1,5 Mio. €. Weitere Kosteneinsparungen ergeben sich durch den im Vergleich zum Vorjahr geringen Einsatz von Heizöl (- 1,6 Mio. €) und niedrigeren CO 2 -Aufwendungen (- 0,4 Mio. €).

Für die Materialaufwendungen wird in Summe mit einem Rückgang um 11,9 Mio. € (- 24 %) auf 38,2 Mio. € gerechnet.

Basierend auf der dargestellten Entwicklung der Umsatzerlöse und der Materialaufwendungen wird ein Rohertrag von rd. 27,8 Mio. € erwartet und damit leicht unter dem Niveau des Vorjahres (28,5 Mio. €).

Die sonstigen betrieblichen Erträge werden mit 0,9 Mio. € um 0,5 Mio. € unter dem Niveau des Vorjahres (1,4 Mio. €) erwartet.

Infolge von Neueinstellungen sowie der für 2024 beschlossenen Tariferhöhung wird mit einem deutlich steigenden Personalaufwand (+ 1,7 Mio. €) gerechnet.

Die Instandhaltungsmaßnahmen werden das hohe Niveau des Vorjahres nicht erreichen und infolgedessen gehen auch die sonstigen betrieblichen Aufwendungen spürbar zurück (- 3,3 Mio. €).

Als Resultat des hohen Investitionsvolumens steigen auch die Abschreibungen deutlich an (+ 1,8 Mio. €).

Für das Geschäftsjahr 2024 erwartet die Fernheizwerk Neukölln AG vor dem Hintergrund der milden Witterung, rückläufigen Absatz- und Beschaffungspreisen sowie steigenden Abschreibungen, als Folge der gestiegenen Investitionsausgaben, insgesamt ein Vorsteuerergebnis in Höhe von rd. 6,4 Mio. € und somit spürbar unterhalb des Vorjahresniveaus (7,7 Mio. €). Damit wird das bereits im Lagebericht 2024 prognostizierte positive Vorsteuerergebnis von rund 6 Mio. € durch die aktuelle Entwicklung bestätigt.

 

Berlin, den 30. September 2024

FERNHEIZWERK NEUKÖLLN AKTIENGESELLSCHAFT

Annette Siering, Vorständin

Bilanz zum 30. Juni 2024

AKTIVA

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30.06.2024 31.12.2023
T€
A. Anlagevermögen
I. Immaterielle Vermögensgegenstände 347.825,94 375
II. Sachanlagen
1. Grundstücke und Bauten 3.259.699,25 3.307
2. Technische Anlagen und Maschinen 13.325.809,00 13.124
3. Rohrnetz 26.862.745,84 27.483
4. Übergabestationen 6.261.029,00 6.430
Andere Anlagen, 5. Betriebs- und Geschäftsausstattung 550.712,48 399
6. Geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau 21.675.307,23 18.370
71.935.302,80 69.113
72.283.128,74 69.488
B. Umlaufvermögen
I. Vorräte
Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 5.662.333,53 11.126
II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände
1. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 1.844.312,82 1.834
2. Forderungen gegen verbundene Unternehmen 0 0
3. Sonstige Vermögensgegenstände 5.081.255,96 8.899
6.925.568,78 10.733
III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten 29.747.691,94 28.739
42.335.594,25 50.598
C. Rechnungsabgrenzungsposten 2.065.487,48 1.899
116.684.210,47 121.985

PASSIVA

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30.06.2024 31.12.2023
T€
A. Eigenkapital
I. Gezeichnetes Kapital 5.980.000,00 5.980
II. Kapitalrücklage 999.497,13 999
III. Gewinnrücklagen
Andere Gewinnrücklagen 48.739.454,12 46.434
IV. Bilanzgewinn 7.718.349,92
Gewinnvortrag 5.066.173,71 5.066
Periodenergebnis 2.652.176,21 5.066
63.437.301,17 58.479
B. Empfangene Bauzuschüsse 8.484.933,36 8.613
C. Rückstellungen
1. Steuerrückstellungen 0,00 88
2. Sonstige Rückstellungen 3.433.866,34 7.615
3.433.866,34 7.703
D. Verbindlichkeiten
1. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen Verbindlichkeiten 50.963,47 1.548
2. gegenüber verbundenen Unternehmen 35.492.286,51 40.670
3. Sonstige Verbindlichkeiten 3.899.566,90 3.087
39.442.816,88 45.305
E. Passive latente Steuern 1.885.292,72 1.885
116.684.210,47 121.985

Gewinn- und Verlustrechnung für die Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni 2024

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1. Halbjahr 2024 1. Halbjahr 2023
T€
1. Umsatzerlöse 35.104.102,11 46.201
2. Sonstige betriebliche Erträge 612.441,22 778
35.716.543,33 46.980
3. Materialaufwand
a) Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 14.582.715,10 19.210
b) Aufwendungen für bezogene Leistungen 6.331.679,10 11.353
20.914.394,20 30.765
4. Personalaufwand
a) Löhne und Gehälter 2.554.647,14 2.292
b) Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung und für Unterstützung 547.492,83 495
davon für Altersversorgung: 116.805,30 € (Vorjahr: 96 T€)
3.102.139,97 2.786
5. Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen 2.326.262,90 1.932
6. Sonstige betriebliche Aufwendungen 2.888.799,08 3.244
7. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 265.483,89 0
8. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 470.194,96 374
9. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 1.305.676,42 0 *
10. Ergebnis nach Steuern 4.974.559,69 7.879
11. Sonstige Steuern * 16.210,37 0
12. Periodenüberschuss 4.958.349,32 7.879
13. Einstellung in andere Gewinnrücklagen 2.306.173,11 0
14. Perioden-Bilanzgewinn 2.652.176,21 7.879

* per 30.06.2023 wurde auf Grundlage eines geplanten negativen Ergebnisses vor Steuern keine Ertragssteuervorauszahlung geleistet. Im Zuge einer aktualisierten Ergebnisprognose wurde im 3. Quartal 2023 eine Ertragssteuervorauszahlung bei der Finanzbehörde beantragt. Entsprechende Vorauszahlungsbescheide sind anschließend ergangen. Zahlungen erfolgten bei Fälligkeit.

Verkürzter Anhang vom 1. Januar bis 30. Juni 2024

Grundlagen der Rechnungslegung

Der Halbjahresfinanzbericht der Fernheizwerk Neukölln Aktiengesellschaft zum 30. Juni 2024 wurde nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuches und des Aktiengesetzes aufgestellt.

Für die Darstellung der Gewinn- und Verlustrechnung wurde das Gesamtkostenverfahren gewählt.

Es wurden mit Ausnahme der nachfolgend näher beschriebenen Sachverhalte die gleichen Bilanzierungs-, Bewertungs- und Berechnungsmethoden wie im letzten Jahresabschluss angewendet. Diese sind im Geschäftsbericht 2023 auf den Seiten 45 ff. dargestellt.

Dieser Halbjahresfinanzbericht wurde weder entsprechend § 317 HGB geprüft noch einer prüferischen Durchsicht durch einen Abschlussprüfer unterzogen.

Erläuterungen zur Bilanz

Die Erläuterungen zur Bilanz beziehen sich auf wesentliche Veränderungen (über 0,1 Mio. €) der Beträge gegenüber dem letzten Jahresabschluss zum 31. Dezember 2023.

Sachanlagen

Die Sachanlagen befinden sich zum 30. Juni 2024 um rund 2,8 Mio. € über dem Niveau zu Jahresbeginn. Dem bisherigen Investitionsvolumen in Höhe von rund 5,1 Mio. €, insbesondere für den Ausbau des Versorgungsnetzes, den Einbau neuer Kundenanlagen sowie die Fertigstellung des neuen BHKWs, standen planmäßige Abschreibungen von rund 2,3 Mio. € gegenüber.

Vorräte

Die Vorräte verringerten sich gegenüber dem Stand zum 31. Dezember 2023 um 5,5 Mio. €. Hauptursächlich dafür ist, dass FHW im 2. Quartal 2024 CO 2 -Zertifikate für die Emissionen in 2023 abgegeben und den Bestand seither noch nicht in gleicher Zahl aufgestockt hat (- 3,9 Mio. €) sowie die eingelagerten Holzpellets verbrauchte (- 1,6 Mio. €).

Sonstige Vermögensgegenstände

Die sonstigen Vermögensgegenstände werden mit 5,1 Mio. € um 3,8 Mio. € unter dem Niveau des Stichtages per 31.12.2023 ausgewiesen. Der Rückgang resultiert aus einer erhaltenen Umsatzsteuerrückerstattung aufgrund zu viel gezahlter Steuervorauszahlungen in 2023 (- 4,2 Mio. €). Die verbleibenden sonstigen Vermögensgegenstände setzen sich im Wesentlichen zusammen aus Forderungen und Abgrenzungen für Energiesteuererstattungen (1,6 Mio. €), Abgrenzungen für Ansprüche aus der Netzausbauförderung nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (0,8 Mio. €), stichtagsbedingte Forderungsabgrenzungen (0,6 Mio. €), Forderungen aus Umsatzsteuererstattungen in Höhe von 0,8 Mio. € sowie gezahlte Kautionen für die Teilnahme unserer BHKW an KWK- Ausschreibungen für eine KWK-Förderung (1,3 Mio. €).

Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten

Die liquiden Mittel haben sich im Vergleich zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2023 um 1,0 Mio. € erhöht und belaufen sich mit 29,7 Mio. € auf einem hohen Niveau. Die Gründe für den hohen Barmittelbestand liegen in noch ausstehenden Rechnungslegungen unseres Wärmebezugs, der unterjährig nicht linear verlaufenden Fakturierung von Instandhaltungsmaßnahmen (Revisionsmaßnahmen erfolgen im Schwerpunkt im 3. Quartal), ebenfalls nicht linear verlaufenden Ausgaben für Investitionen sowie der Dividendenauszahlung, die im 3. Quartal erfolgte. Ferner wird aufgrund der milden Witterung davon ausgegangen, dass die unterjährig regelmäßig vereinnahmten Kundenvorauszahlungen Anfang 2025 mit der Turnusrechnung 2024 zur Auszahlung von Guthaben führen wird. Diese angeführten Gründe werden zu einem deutlichen Abschmelzen der liquiden Mittel führen.

Aktiver Rechnungsabgrenzungsposten

Bei diesem Posten handelt es sich im Wesentlichen mit 1,6 Mio. € um einen Baukostenzuschuss aus 2024 zur Errichtung einer Gasstation im Zuge des Investitionsprojekts für das neue 10 MW BHKW sowie mit 0,4 Mio. € um Baukostenzuschüsse aus 2012 und 2013 zur Herstellung eines Mittelspannungs- Stromnetzanschlusses und einer Gasdruckanlage des örtlichen Gasnetzbetreibers. Die Auflösung erfolgt über 20 Jahre.

Empfangene Baukostenzuschüsse

Die empfangenen Baukostenzuschüsse verringerten sich gegenüber dem 31. Dezember 2023 um rd 0,1 Mio. €, i.W. aufgrund der ratierlichen Auflösung von Zuschüssen für die KWK- Netzausbauförderung.

Sonstige Rückstellungen

Die sonstigen Rückstellungen werden im Vergleich zum 31. Dezember 2023 um 4,2 Mio. € niedriger ausgewiesen. Aufgrund des planmäßigen Verbrauchs verringerten sich unter anderem die Rückstellungen für unterlassene Instandhaltung (- 0,8 Mio. €), für ausstehende Rechnungen (- 0,8 Mio. €), für abzugebende Emissionszertifikate (- 2,2 Mio. €) sowie für Personalaufwendungen (- 0,4 Mio. €).

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen

Der Rückgang der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen um 1,5 Mio. € ist stichtagsbedingt.

Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen

Die Reduzierung der Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen um 5,2 Mio. € beruht i.W. auf einer Zahlung in Höhe von 3,7 Mio. € für den Kauf von CO 2 -Zertifikaten an die Vattenfall Energy Trading GmbH sowie der ratierlichen Tilgung des langfristigen Darlehens der Gesellschafterin BEW Berliner Energie und Wärme AG (vormals Vattenfall Wärme Berlin AG) in Höhe von 1,4 Mio. €. Neben dem noch offenen Darlehensbetrag in Höhe von 23,2 Mio. € wurden noch nicht abgerechnete Fernwärmelieferungen der BEW abgegrenzt (12,3 Mio. €).

Sonstige Verbindlichkeiten

Wesentliche Ursachen für den Anstieg des Postens um 0,8 Mio. € sind stichtagsbedingte Aufwandsabgrenzungen von 1,9 Mio. €. Gegenläufig wirkte sich die Rücknahme der kreditorischen Debitoren aus (1,1 Mio. €).

Erläuterungen zur Gewinn- und Verlustrechnung

Bezüglich der Posten, die wesentlich (> 0,1 Mio. €) von den Beträgen des ersten Halbjahres des Vorjahres abweichen, wird neben den folgenden Erläuterungen auf die Ausführungen zur Ertragslage im Zwischenlagebericht verwiesen.

Umsatzerlöse

Die Umsatzerlöse sind im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt um 11,1 Mio. € gesunken und setzen sich wie folgt zusammen:

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1. Halbjahr 2024 1. Halbjahr 2023
T€ T€
Wärmeverkauf 31.082 39.975
Auflösung empfangener Baukostenzuschüsse 72 59
Stromeinspeisung 3.833 5.997
Vermietung 117 170
35.104 46.201

Die Umsatzerlöse aus dem Wärmeverkauf befinden sich preisbedingt deutlich unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums (- 22 % bzw. - 8,9 Mio. €). Eine Teilmenge des in den BHKW produzierten Stroms wird vom FHW selbst genutzt, der größte Teil jedoch in das Netz des örtlichen Stromnetzbetreibers eingespeist und vermarktet. Die Stromeinspeisung befindet sich auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Der Rückgang der Erlöse aus der Stromvermarktung um 2,2 Mio. € (- 36 %) auf 3,8 Mio.€ resultiert aus deutlich niedrigeren Strompreisen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023.

Materialaufwand

Der Materialaufwand fiel gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 von 30,8 Mio. € um 9,9 Mio. € (- 32 %) auf 20,9 Mio. €. Wesentliche Gründe dafür waren die niedrigeren Kosten für den Wärmebezug (- 5,2 Mio. €) sowie preisbedingt geringere Erdgasaufwendungen (- 4,9 Mio. €).

Sonstige betriebliche Erträge

Die Sonstigen betrieblichen Erträge befinden sich mit 0,6 Mio. € um rd. 0,2 Mio. € unter dem Vorjahresniveau. Hauptursache ist eine im Vorjahr erfolgte Auflösung einer Wertberichtigung einer Forderung.

Sonstige betriebliche Aufwendungen

Die Sonstigen betrieblichen Aufwendungen befinden sich im Zuge geringerer Instandhaltungsaufwendungen um 0,3 Mio. € unterhalb des Vorjahresniveaus.

Sonstige Angaben

Angaben nach § 285 Nr. 16 HGB

Die Erklärung zur Beachtung des Deutschen Corporate Governance Kodex wurde gemäß § 161 AktG abgegeben und den Aktionären auf der Webseite des Unternehmens unter www.fhw-neukoelln.de dauerhaft öffentlich zugänglich gemacht.

Wesentliche Geschäfte mit nahe stehenden Unternehmen und Personen

Mit nahe stehenden Unternehmen und Personen wurden im Berichtszeitraum keine Geschäfte zu marktunüblichen Bedingungen abgeschlossen.

 

Berlin, den 30. September 2024

FERNHEIZWERK NEUKÖLLN AKTIENGESELLSCHAFT

Annette Siering, Vorständin

Versicherung der gesetzlichen Vertreter

Ich versichere, dass nach bestem Wissen gemäß den anzuwendenden Rechnungslegungsgrundsätzen für die Zwischenberichterstattung der Zwischenabschluss ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage der Gesellschaft vermittelt und im Zwischenlagebericht nach bestem Wissen der Geschäftsverlauf einschließlich des Geschäftsergebnisses und die Lage der Gesellschaft so dargestellt sind, dass ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild vermittelt wird, sowie die wesentlichen Chancen und Risiken der voraussichtlichen Entwicklung der Gesellschaft im verbleibenden Geschäftsjahr beschrieben sind.

 

Berlin, den 30. September 2024

FERNHEIZWERK NEUKÖLLN AKTIENGESELLSCHAFT

Annette Siering, Vorständin