![]() Koenig & Bauer AGWürzburgKonzern-Halbjahresbericht zum 30. Juni 2020KonzernlageberichtWirtschaftliches Umfeld Die Nachfrage nach Investitionsgütern wurde durch die konjunkturellen Unsicherheiten massiv beeinträchtigt. Nach Angaben des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) sind in den ersten fünf Monaten 2020 preisbereinigt 12,5 % weniger Maschinen und Anlagen bestellt worden als im Vorjahr. Bei Druckereimaschinen lag das Minus durch die starken Rückgänge im Commercialdruck und die Investitionszurückhaltung der Verpackungsdrucker bei 35,6 %. Geschäftsverlauf Deutlich besser als der Branchentrend entwickelte sich bei Koenig & Bauer der Auftragseingang im ersten Halbjahr 2020. Mit 480,2 Mio. € unterschritten die Bestellungen den Vorjahreswert von 573,3 Mio. € um 16,2 %. Auslieferungs- und pandemiebedingt lag der Umsatz im Konzern mit 404,5 Mio. € um 20,1 % unter dem Vorjahreswert von 506,0 Mio. €. Der Service-Umsatzanteil ist auf 34,2 % gestiegen (2019: 32,3 %). Die Exportquote erhöhte sich von 83,9 % auf 84,9 % bei einem mit 30,4 % niedrigeren Anteil des europäischen Auslands (Vorjahr: 33,0 %). Während der Umsatzanteil Nordamerikas von 14,3 % auf 21,3 % und der Region Asien/Pazifik von 23,4 % auf 24,4 % gewachsen ist, war die Quote für Lateinamerika und Afrika mit 8,9 % geringer als 2019 (13,2 %). Mit 609,4 Mio. € war der Auftragsbestand zum 30. Juni um 14,2 % höher als zum Jahresbeginn (533,7 Mio. €), jedoch um 10,1 % niedriger als zum Halbjahresende 2019 (678,2 Mio. €). Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage Ertragslage Der niedrige Umsatz hat die Ertragsentwicklung im ersten Halbjahr maßgeblich beeinträchtigt. Gegenläufig wirkten reduzierte Personalkosten infolge der Kurzarbeit und ein Einmalertrag. Die Bruttomarge erreichte 24,5 % nach 26,5 % im Vorjahr. Mit 21,1 Mio. € lagen die F&E-Kosten leicht unter dem Vorjahreswert von 22,5 Mio. €. Zusätzlich wurden Entwicklungskosten in Höhe von 5,9 Mio. € aktiviert (2019: 7,8 Mio. €). Der Einmalertrag von 4,2 Mio. € nach dem erfolgreichen Ausgang eines Rechtsstreits hat zum Rückgang der Vertriebskosten von 68,1 Mio. € auf 61,0 Mio. € beigetragen. Die Verwaltungskosten sind insbesondere durch höhere Beratungskosten und SAP-Aufwendungen von 43,6 Mio. € auf 55,9 Mio. € gestiegen. Der Vorjahreswert war durch Einmalerträge positiv beeinflusst. Der Saldo aus sonstigen Aufwendungen und Erträgen belief sich auf –2,0 Mio. € nach 0,7 Mio. € im Jahr 2019. In Summe ergibt sich ein EBIT von –40,9 Mio. € (2019: 0,6 Mio. €). Das Zinsergebnis von –2,0 Mio. € (2019: –2,6 Mio. €) führte zu einem Ergebnis vor Steuern von –42,9 Mio. € ![]() gegenüber –2,0 Mio. € im letzten Jahr. Nach Steuern vom Einkommen und Ertrag beträgt das Konzernergebnis zum 30. Juni –44,2 Mio. € (2019: –2,4 Mio. €). Dies entspricht einem anteiligen Ergebnis je Aktie von –2,68 €. Im Vorjahr waren es –0,15 €. Finanzlage Trotz deutlich zurückgeführter Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (–38,2 Mio. €) sowie gestiegener Kundenanzahlungen (+43,7 Mio. €) haben der Halbjahresverlust und höhere Vorräte (+48,9 Mio. €) den Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit von –68,6 Mio. € (2019: –96,5 Mio. €) maßgeblich beeinflusst. Zusätzlich wurden die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen um 52,7 Mio. € reduziert. Der freie Cashflow verbesserte sich von –135,2 Mio. € im Vorjahr auf –89,0 Mio. €. Zum Halbjahresende standen liquide Mittel von 124,4 Mio. € zur Verfügung (31.12.2019: 191,0 Mio. €). Nach Abzug der Bankverbindlichkeiten von 221,5 Mio. € (31.12.2019: 199,3 Mio. €) errechnet sich eine Nettofinanzposition von –97,1 Mio. € (Jahresende 2019: –8,3 Mio. €). Vermögenslage Im Berichtszeitraum wurden 19,4 Mio. € in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte investiert (2019: 36,3 Mio. €). Den Investitionen standen Abschreibungen von 17,1 Mio. € gegenüber (2019: 17,4 Mio. €). Per Saldo sind die immateriellen Vermögenswerte und Sachanlagen gegenüber dem Jahresende 2019 (361,0 Mio. €) leicht auf 361,9 Mio. € gestiegen. ![]() Während die langfristigen Vermögenswerte mit 489,6 Mio. € auf dem Niveau vom Jahresende 2019 (490,8 Mio. €) blieben, sind die kurzfristigen Vermögenswerte deutlich von 852,3 Mio. € auf 810,6 Mio. € gesunken. Insgesamt verminderte sich die Bilanzsumme im Konzern auf 1.300,2 Mio. € (31.12.2019: 1.343,1 Mio. €). Der Halbjahresverlust trug maßgeblich zur Reduzierung des Eigenkapitals von 460,4 Mio. € auf 419,1 Mio. € bei. Entsprechend sank die Eigenkapitalquote auf 32,2 % (31.12.2019: 34,3 %). Entwicklung in den Segmenten Trotz der deutlichen Zuwächse im Bogenoffset-Großformat und bei Faltschachtelklebemaschinen lag der Auftragseingang im Segment Sheetfed vor allem durch geringere Bestellungen im Mittelformat mit 288,0 Mio. € um 12,9 % unter dem Vorjahreswert von 330,6 Mio. €. Auslieferungs- und pandemiebedingt unterschritt der Umsatz mit 205,5 Mio. € den Vorjahreswert (258,9 Mio. €) um 20,6 %. Bei einer Book-to-Bill-Ratio von 1,4 ist der Auftragsbestand von 261,6 Mio. € auf 265,9 Mio. € gestiegen. Durch den niedrigeren Umsatz lag das EBIT mit –17,4 Mio. € unter dem Vorjahr (–1,3 Mio. €). Im Segment Digital & Web lag der Auftragseingang durch geringere Bestellungen im Offset-Rollenmaschinengeschäft und flexiblen Verpackungsdruck bei 56,7 Mio. € nach 89,9 Mio. € im Vorjahr. Der Umsatz war mit 51,6 Mio. € niedriger als im Vorjahr (64,5 Mio. €). Der Auftragsbestand reduzierte sich von 111,2 Mio. € auf 71,2 Mio. €. Das niedrige Umsatzniveau hat das EBIT von –12,1 Mio. € maßgeblich beeinträchtigt (2019: –10,8 Mio. €). Lieferung nach Regionen scroll
Zum Rückgang des Auftragseingangs im Segment Special von 175,3 Mio. € auf 150,7 Mio. € haben weniger Bestellungen im Wertpapier-, Kennzeichnungs- und Glasdirektdruck beigetragen. Im Blechdruck legte das Neugeschäft zu. Der Umsatz reduzierte sich von 204,9 Mio. € auf 160,1 Mio. €. Der Auftragsbestand erreichte 278,1 Mio. € nach 316,0 Mio. € im Vorjahr. Nach 6,3 Mio. € im Vorjahr wird für das erste Halbjahr 2020 umsatzbedingt ein EBIT von –10,3 Mio. € ausgewiesen. Forschung und Entwicklung Neben kundenspezifischen und zunehmend digitalen Serviceangeboten sind Produktneu- und -weiterentwicklungen die Schwerpunkte unserer Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Mit der Rapida 106 X haben wir eine neue Hochleistungs-Bogenoffsetmaschine für das Mittelformat mit vielen Innovationen und neuem Design auf den Markt gebracht. Das Flaggschiff unseres Sheetfed-Segments erhielt mit dem iF Design Award und Red Dot Design Award gleich zwei renommierte Auszeichnungen für das moderne Erscheinungsbild. Das smarte Bedienkonzept mit Touch-Panels und Rapida LiveApps sowie die kraftvolle Formensprache mit Seitenwänden aus Sicherheitsglas unterstreichen das Potenzial der High-End-Maschine, die neue Leistungsmaßstäbe im industriellen Druck setzt. Zur Optimierung der Rüstzeiten verfügt die Rapida 106 X über wegweisende und exakt aufeinander abgestimmte Features. Diese reichen vom simultanen Plattenwechsel unter einer Minute über eine Vielzahl parallel ablaufender Rüstprozesse bis hin zum autonomen Druck einer Folge von Aufträgen mit automatischem Start des Gutbogenzählers (AutoRun). In dieser Automatisierungsstufe wird die Rapida 106 X zu einem perfekten Druckautomaten. Mit einer Leistung von 20.000 Bogen pro Stunde im Schön- und Widerdruck, fliegenden Jobwechseln und hoch automatisierter Plattenlogistik setzt sie die Benchmarks in ihrer Formatklasse. Dank künstlicher Intelligenz und unter Nutzung der Sensormeldungen der Maschinen sind neue Angebote entstanden, um höchste Produktivität der Rapida 106 X sicherzustellen. Dabei schaffen datenbasierte Services und digitale Geschäftsprozesse die Grundlage zur Wartungsoptimierung und für eine höhere Verfügbarkeit. Im Bereich der Postpress-Lösungen haben wir mit der Flachbettstanze CutPRO Q 106 und der Rotationsstanze CutPRO X 106 eine neue Stanzenfamilie aufgebaut. ![]() Mitarbeiter Zum 30. Juni waren im Konzern 5.661 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig, 64 weniger als zum Vorjahreszeitpunkt (5.725). In der Beschäftigtenzahl sind 284 junge Menschen enthalten, die eine Ausbildung oder ein Praktikum absolvieren. Mit einer Ausbildungsquote von 5,0 % hat die Sicherung des Fachkräftenachwuchses auch in Krisenzeiten eine hohe Priorität. Risikobericht Die wesentlichen Risiken unseres Geschäfts und das Risikofrüherkennungssystem sind im Geschäftsbericht 2019 (ab Seite 50) ausführlich beschrieben. Aufgrund der Corona-Pandemie sehen wir bedeutende Risiken für die weitere Geschäftsentwicklung im Koenig & Bauer-Konzern. Die weltweit erlassenen Einschränkungen beeinträchtigen unsere Geschäftstätigkeit bei der Erfüllung bereits abgeschlossener Verträge. Für solche Fälle sehen unsere Verträge generell entsprechende Klauseln vor, die unsere Haftung bei höherer Gewalt ausschließen. Ebenso wird der Abschluss von neuen Geschäften erschwert oder verhindert mit entsprechenden Umsatz- und Ergebniseinbußen. Erwartete Projektabschlüsse verzögern sich durch die aktuelle Investitionszurückhaltung vieler Kunden. Wir können heute noch nicht absehen, wie sich die Corona-Krise auf die mittel- und langfristigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auswirken wird. Entsprechend arbeiten wir intensiv am Effizienzprogramm Performance 2024 und haben einen KfW-Kredit zur Ergänzung der bestehenden syndizierten Kreditlinie beantragt. Trotz dieser herausfordernden Rahmenbedingungen sind aus heutiger Sicht keine Risiken erkennbar, die – einzeln oder kumulativ – den Fortbestand des Koenig & Bauer-Konzerns gefährden könnten. Prognose- und Chancenbericht In Anbetracht der hohen Volatilität und der großen Unsicherheiten hinsichtlich der Schwere und Dauer der Coronavirus-Pandemie sowie des Erfolgs der Gesundheits-, Wirtschafts- und Geldpolitik ist die weitere weltwirtschaftliche Entwicklung ungewiss. Der Internationale Währungsfonds hat Ende Juni seine Konjunkturprognose erneut gesenkt. Die Weltwirtschaftsleistung soll demnach im Jahr 2020 um 4,9 % schrumpfen. Im April hatte der IWF noch einen Rückgang um 3 % vorhergesagt. Unter diesen unsicheren Rahmenbedingungen ist eine Umsatz- und Ergebnisprognose für unseren Konzern für das Geschäftsjahr 2020 aktuell noch nicht möglich. Zur Steigerung der operativen Ertragskraft arbeitet der Vorstand intensiv am Effizienzprogramm Performance 2024. Zusätzlich stehen Verbesserungen beim Working Capital und Cashflow neben der strategischen Ausrichtung auf den Verpackungsdruck und digitale Serviceangebote ganz oben auf der Agenda. Konzern-BilanzAktiva scroll
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Entwicklung des Konzern-Eigenkapitalsscroll
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Konzern-Gesamtergebnisrechnungscroll
Konzern-Kapitalflussrechnungscroll
Erläuterungen zum Zwischenabschluss per 30. Juni 20201 Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden Der Quartalsbericht der Koenig & Bauer-Gruppe wird nach internationaler Rechnungslegung (IFRS) aufgestellt. Dabei werden alle am Abschlussstichtag gültigen International Financial Reporting Standards (IFRS) des International Accounting Standards Board (IASB), London, und alle verbindlichen Interpretationen des International Financial Reporting Interpretation Committee (IFRIC) sowie die Vorschriften der Europäischen Union berücksichtigt. Der Rechnungslegungsstandard IAS 34 für die Zwischenberichterstattung wird eingehalten. 2 Konsolidierungskreis und Konsolidierung Der Konsolidierungskreis und die Konsolidierungsmethoden haben sich im laufenden Geschäftsjahr nicht geändert. 3 Versicherung der gesetzlichen Vertreter Nach bestem Wissen versichern wir, dass gemäß den anzuwendenden Rechnungslegungsgrundsätzen für die Zwischenberichterstattung der Konzernzwischenabschluss ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage des Konzerns vermittelt und im Konzernzwischenlagebericht der Geschäftsverlauf einschließlich des Geschäftsergebnisses und die Lage des Konzerns so dargestellt sind, dass ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild vermittelt wird, sowie die wesentlichen Chancen und Risiken der voraussichtlichen Entwicklung des Konzerns im verbleibenden Geschäftsjahr beschrieben sind.
Würzburg, den 29. Juli 2020 Der Vorstand Dipl.-Ing. Claus Bolza-Schünemann, Vorsitzender Dr. Stephen M. Kimmich Dipl.-Betriebswirt Christoph Müller Dr. Andreas Pleßke Dipl.-Ing. Ralf Sammeck Dipl.-Ing. Michael Ulverich 4 Segmentbericht 4.1 Segmentbericht nach Sparten Ab 2020 werden die als Produktions-Dienstleister bisher der Überleitung zugeordneten Geschäftseinheiten gemäß ihrer Tätigkeit auf die verschiedenen Segmente aufgeteilt. Das Vorjahr wurde entsprechend angepasst. scroll
4.2 Informationen über geografische Gebiete scroll
5 Ergebnis je Aktie scroll
Das Ergebnis je Aktie gemäß IAS 33 ermittelt sich aus dem anteiligen Konzernergebnis der Stammaktionäre dividiert durch die gewichtete Anzahl der ausstehenden Stammaktien (16.524.783 Stückaktien, Vorjahr: 16.524.783 Stückaktien). 6 Bilanz 6.1 Immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen scroll
Die Investitionen in das Sachanlagevermögen von 11,5 Mio. € (1. Halbjahr 2019: 23,1 Mio. €) betreffen vorwiegend im Bau befindliche Anlagen sowie Zugänge zu anderen Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung. 6.2 Vorräte scroll
6.3 Schulden Gegenüber dem Jahresende 2019 waren die kurz- und langfristigen Schulden mit 881,1 Mio. € fast unverändert (31.12.2019: 882,7 Mio. €). Dabei konnte der Rückgang der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen um 52,7 Mio. € und der sonstigen Rückstellungen um 13,0 Mio. € vollständig kompensiert werden durch einen Anstieg der Kundenanzahlungen um 43,7 Mio. € sowie der Bankverbindlichkeiten um 22,2 Mio. €. |
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