Koenig & Bauer AGWürzburgHalbjahresfinanzbericht nach WpHG für den Zeitraum vom 01.01.2023 bis zum 30.06.2023Konzern-LageberichtGesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Rahmenbedingungen Die Weltwirtschaft geht geschwächt in das Jahr 2023. Der russische Angriff auf die Ukraine sowie ein Mix aus hohen Inflationsraten und stark steigenden Zinsen hat zu einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geführt. Nach zwei negativen BIP-Wachstumsraten in Folge ist für Deutschland das Kriterium einer technischen Rezession erfüllt. Aufgrund der stabilen Entwicklung des Dienstleistungssektors dürfte diese aber mild und kurz ausfallen. Der Arbeitsmarkt in den USA bleibt in einer sehr robusten Verfassung; hinzu kommen Entspannungssignale vom Immobilienmarkt sowie vom nachlassenden Stress im Bankensektor. Für das verarbeitende Gewerbe gab es zuletzt Anzeichen einer Bodenbildung. In China fiel die Wachstumserholung nach Abschaffung der Corona-Beschränkungen sehr verhalten aus. Neben den bereits beschlossenen geldpolitischen Lockerungen wird auch mit einem neuen Fiskalpaket gerechnet. Der Inflationsdruck lässt weiter nach, er ist aber immer noch zu hoch. Nachdem die Energie- und Nahrungsmittelpreise in der Vergangenheit stark angestiegen sind, verteuern sich aktuell vor allem Dienstleistungen. Zuletzt sind die Preissteigerungsraten aufgrund von Basiseffekten allerdings gesunken; dieser Effekt sollte sich in den kommenden Monaten fortsetzen. Auf den Vorstufen der Konsumentenpreise nimmt der Preisdruck deutlich ab, hier überwiegen bereits disinflationäre Kräfte. Auch wenn der Inflationshöhepunkt überschritten ist, verharren die Kerninflationsraten noch auf einem erhöhten Niveau. Ferner bleibt die Gefahr negativer Überraschungen aufgrund von Zweitrunden-Effekten und einer möglichen Lohn-Preis-Spirale hoch. Die deutschen Maschinenbauer kämpfen weiter mit einer schwächelnden Investitionslaune der Kunden. Im Mai sanken die realen Auftragseingänge, also bereinigt um Preiserhöhungen, gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,0 %, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mitteilte. VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers erläuterte: "Unser Bild einer anhaltend schwachen globalen Investitionsnachfrage bestätigt sich." Er ergänzte: "Noch sind die Auftragspolster für die kommenden Monate groß genug, aber es mehrt sich die Zahl der Unternehmen, die hier eine deutliche Veränderung spüren." Für die ersten fünf Monate 2023 veröffentlichte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), dass preisbereinigt 13,9 % weniger Maschinen und Anlagen bestellt wurden, als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der Umsatz im Maschinenbau stieg dagegen um 5,0 % an. Im Fachzweig Druckereimaschinen fiel der Auftragseingang in den ersten fünf Monaten 2023 indes um 25,8 % unter den Vorjahreswert zurück. Umsatzseitig konnte hingegen ein Anstieg um 35,0 % erzielt werden. Wesentliche Ereignisse und Geschäftsverlauf Hauptversammlung der Koenig & Bauer AG Am 16. Juni 2023 wurde die 98. Ordentliche Hauptversammlung der Koenig & Bauer AG wieder im Präsenzformat abgehalten und ist dabei auf große Begeisterung der Investoren gestoßen. Insgesamt waren rund 59 % des stimmberechtigten Kapitals vertreten oder vor Ort anwesend, was einer vergleichsweise hohen Teilnahmequote entspricht. Die Aktionär:innen des Unternehmens hatten auf der Hauptversammlung über acht der neun Tagesordnungspunkte abzustimmen, unter anderem - einem allgemeinen Trend im Kapitalmarkt folgend - über die Anpassung der Amtszeit der Aufsichtsratsmitglieder, die somit geschaffen wurde. Darüber hinaus entlastete die Hauptversammlung Vorstand und Aufsichtsrat nahezu einstimmig und billigte den Vergütungsbericht. Zur Abstimmung stand auch die Beschlussfassung über die Ermächtigung zur Durchführung virtueller Hauptversammlungen, somit wurden die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen. Die Investoren wählten mit 99,9 % Claus Bolza-Schünemann in den Aufsichtsrat. Bolza-Schünemann war 28 Jahre Mitglied des Vorstands der Koenig & Bauer AG, davon neun Jahre als Vorstandsvorsitzender. Veränderung in der Aktionärsbasis Anfang Juli schlossen sich mehrere bestehende Anteilseigner der Nach-kommen der Gründerfamilie von Koenig & Bauer zu der Koenig'sche Aktionärsvereinigung zusammen, die nun in Summe 2.751.704 Stück hält, was einem Anteil von 16,7 % der insgesamt ausgegebene Aktien entspricht. Gesamtaussage des Vorstands Der Geschäftsverlauf der Koenig & Bauer-Gruppe wurde auch im ersten Halbjahr 2023 von den Auswirkungen der hohen Inflationsraten und stark steigenden Zinsen beeinflusst. Positiv zu bewerten ist, dass die Lieferbezugsprobleme sowie die enormen Preisanstiege in Teilen rückläufig sind. Der Konzernumsatz lag im ersten Halbjahr mit 596,4 Mio. € um 21,3 % und damit deutlich über dem Vorjahresniveau von 491,8 Mio. €. Ergebnisseitig konnten die Teuerungsraten der Material-, Personal- und Energiekosten durch die Preiserhöhungen größtenteils kompensiert werden. Das EBIT lag nach sechs Monaten bei -5,4 Mio. € (Vj.: -13,8 Mio. €), was einem Anstieg von 60,9 % gegenüber dem Vorjahreswert entspricht. Im zweiten Quartal wurde eine EBIT-Verbesserung von -5,3 Mio. € auf -2,2 Mio. € erreicht; EBIT-Marge H1: -0,9 %, Q2: -0,7 % (Vj.: H1: -2,8 %, Q2: -2,1 %). Die Segmente trugen im ersten Halbjahr 2023 zum EBIT wie folgt bei: Sheetfed 9,4 Mio. € (H1: 2022: -1,1 Mio. €), Digital & Webfed -11,2 Mio. € (H1: 2022: -12,7 Mio. €), Special -1,2 Mio. € (H1: 2022: -2,5 Mio. €). Insgesamt hat sich das Geschäft der Koenig & Bauer-Gruppe unter Berücksichtigung der aktuellen weltwirtschaftlichen Lage erwartungskonform entwickelt. Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage Ertragslage Im ersten Halbjahr 2023 lag der Auftragseingang bei 552,9 Mio. € (Vj.: 692,9 Mio. €). Damit erfolgte mit einem Minus von 20,2 % die bereits prognostizierte Rückkehr auf ein robustes Auftragseingangsniveau. Der Vorjahreswert war insbesondere durch eine überdurchschnittliche Nachfrage im Segment Sheetfed geprägt. Damit entwickelten sich die Bestellungen besser als der Branchendurchschnitt, der in den ersten fünf Monaten ein Minus im Auftragseingang von 25,8 % verzeichnete. Der Konzernumsatz erhöhte sich im ersten Halbjahr um 21,3 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum und markiert mit 596,4 Mio. € (Vj.: 491,8 Mio. €) einen der höchsten Halbjahresumsätze in der jüngsten Unternehmensgeschichte. Der Umsatz im zweiten Quartal lag bei 315,4 Mio. € (Vj.: 253,4 Mio. €) und somit sowohl über dem Vorjahresquartal als auch dem ersten Quartal 2023. Im ersten Halbjahr 2023 erzielte Koenig & Bauer aufgrund des starken Neumaschinengeschäfts 29,7 % (Vj.: 33,2 %) des Umsatzes im Servicebereich. Der Umsatzanstieg in der Branche fiel laut VDMA in den ersten fünf Monaten mit 35,0 % erfreulich aus. Die Konzernexportquote erhöhte sich von 87,7 % auf 88,6 %, bei einem auf 20,5 % (Vj.: 16,5 %) gestiegenen Anteil Nordamerikas, einem gestiegenen Anteil Lateinamerikas und Afrikas auf 14,4 % (Vj.: 10,7 %) sowie einem gestiegenen Anteil in der Region Asien/Pazifik auf 24,1 % (Vj.: 23,2 %). Die Umsatzanteile in Deutschland mit 11,4 % (Vj.: 12,3 %) und im europäischen Ausland mit 29,6 % (Vj.: 37,3 %) lagen jeweils unter ihren Vorjahreswerten. Der Auftragsbestand hat sich durch die erfolgten Auslieferungen wie erwartet reduziert, von 1.007,9 Mio. € im Vorjahr auf 906,9 Mio. € zum 30. Juni 2023 und dient weiterhin als solide Basis für das Geschäftsjahr 2023. Das Bruttoergebnis des Umsatzes lag bei 159,9 Mio. € (Vj.: 129,1 Mio. €). Die Bruttomarge konnte leicht auf 26,8 % (Vj.: 26,3 %) gesteigert werden. Die F&E-Aufwendungen lagen mit 31,0 Mio. € über dem Niveau des Vorjahres von 27,2 Mio. €, auch aufgrund der neuen Abteilung Digital Business Unit, die für die Digitalisierung im Konzern verantwortlich ist. Die Vertriebskosten erhöhten sich insbesondere durch die generell gestiegenen Aufwendungen für Dienstleistungen zusätzlich zu dem Anstieg der Personalkosten um 13,2 Mio. € auf 78,6 Mio. € (Vj.: 65,4 Mio. €). Die Verwaltungskosten erhöhten sich durch den Anstieg der Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte im Konzern um 4,9 Mio. € gegenüber ihrem Vorjahreswert und betrugen 53,1 Mio. € (Vj.: 48,2 Mio. €). Der Saldo aus sonstigen Aufwendungen und Erträgen belief sich auf -2,4 Mio. € nach -1,4 Mio. € im Vorjahr, unter anderem bedingt durch Fremdwährungsbewertungen. In Summe ergibt sich ein EBIT von -5,4 Mio. € (Vj.: -13,8 Mio. €). Die operative Verbesserung um 8,4 Mio. € im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr ist hauptsächlich auf den in Summe positiven Volumen- und Mixeffekt (rund 16,0 Mio. €) und die Fähigkeit, die Material-, Energie- und Personalteuerung (rund 16,0 Mio. €) durch die angekündigten Preiserhöhungen (rund 14,0 Mio. €) größtenteils auszugleichen. Das Delta spiegelt einerseits den zeitlichen Versatz zwischen Preiserhöhungen und Kostensteigerungen auf den Beschaffungsmärkten, beispielsweise bei den Energiekosten und elektronischen Bauteilen, wider. Hinzu kommt ein weiterer Verzögerungseffekt zwischen Preisreduzierungen am Beschaffungsmarkt und deren Wirksamkeit in der Gewinn- und Verlustrechnung. Das Effizienzprogramm P24x - das zum 31.12.2022 mit 92 Mio. € Einsparungen den Plan für 2023 erreicht hat und nahezu abgeschlossen war - wird in 2023 auch zu leichten Ergebnisverbesserungen beitragen. Die EBIT-Marge verbesserte sich entsprechend von -2,8 % im Vorjahreshalbjahr auf -0,9 % im ersten Halbjahr 2023. Bei einem unter Vorjahresniveau liegenden Zinsergebnis von -7,9 Mio. € (Vj.: -4,6 Mio. €) ergibt sich ein Ergebnis vor Steuern von -13,3 Mio. € (Vj.: -18,4 Mio. €). Nach Steuern vom Einkommen und Ertrag erhöhte sich das Konzernergebnis zum 30. Juni 2023 von -15,8 Mio. € im Vorjahreshalbjahr auf -10,6 Mio. €. Dies entspricht einem anteiligen Ergebnis je Aktie von -0,65 € (Vj.: -0,98 €). Finanzlage Der Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit lag hauptsächlich aufgrund der gestiegenen Vorräte im Berichtszeitraum bei -44,9 Mio. € (Vj.: -29,5 Mio. €). Gegenläufig wirkten die gestiegenen erhaltenen Anzahlungen. Der Cashflow aus Investitionstätigkeit stand mit -19,8 Mio. € über dem Niveau des Vorjahres von -16,9 Mio. €. Der Free Cashflow lag bei -64,7 Mio. € (Vj.: -46,4 Mio. €). Zu dem Rückgang um 18,3 Mio. € hat im Wesentlichen die Veränderung im Net Working Capital beigetragen, das zum 30. Juni 2023 bei 373,9 Mio. € (Vj.: 297,4 Mio. €) lag. Aus der Finanzierungstätigkeit resultierte ein Cashflow von 5,6 Mio. € (Vj.: 10,5 Mio. €), der auf Veränderungen im Konsortialkredit zurückzuführen ist. Ende Juni 2023 lag der Finanzmittelbestand bei 72,1 Mio. € (Vj.: 96,3 Mio. €). Nach Abzug der Bankverbindlichkeiten von 206,6 Mio. € lag die Nettofinanzposition bei -134,5 Mio. € (Vj.: -45,2 Mio. €) nach -63,7 Mio. € zum Geschäftsjahresende 2022. Vermögenslage Im Berichtszeitraum wurden 22,0 Mio. € (Vj.: 19,8 Mio. €) in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte für Bau- und IT-Projekte investiert. Das Investitionsvolumen beinhaltet aktivierte Entwicklungskosten von 1,7 Mio. € (Vj.: 1,6 Mio. €). Den Investitionen standen Abschreibungen in Höhe von 21,4 Mio. € (Vj.: 18,8 Mio. €) gegenüber. Die immateriellen Vermögenswerte und Sachanlagen lagen mit 393,7 Mio. € zum 30. Juni 2023 nahezu auf dem Niveau zum Geschäftsjahresende 2022. Bei auf Vorjahresende liegenden Finanzinvestitionen und sonstigen finanziellen Forderungen sowie gestiegenen latenten Steueransprüchen sind die langfristigen Vermögenswerte von 526,5 Mio. € zum 31. Dezember 2022 leicht auf 533,0 Mio. € gestiegen. Die kurzfristigen Vermögenswerte erhöhten sich leicht im Vergleich zum 31. Dezember 2022. Dabei stiegen die Vorräte um 68,3 Mio. € und reduzierten sich die Zahlungsmittel um 60,1 Mio. €. Hauptursache sind weiterhin Kostensteigerungen auf den Beschaffungsmärkten sowie eine stärkere Bevorratung, insbesondere bei den Elektronikkomponenten aufgrund der weltweiten Lieferengpässe und Materialverknappung. Insgesamt lag die Bilanzsumme im Konzern mit 1.462,5 Mio. € leicht über dem Wert zum Jahresende 2022 von 1.449,2 Mio. €. Der Rückgang des Abzinsungssatzes für inländische Pensionen sowie das negative Konzernergebnis trugen maßgeblich zur Reduzierung des Eigenkapitals auf 407,5 Mio. € bei, entsprechend sank die Eigenkapitalquote auf 27,9 % (Vj.: 29,2 %). Die Pensionsrückstellungen erhöhten sich leicht von 86,3 Mio. € zum Jahresende 2022 auf 90,6 Mio. € zum 30. Juni 2023 aufgrund des von 3,9 % zum 31. Dezember 2022 auf 3,7 % zum 30. Juni 2023 gesunkenen Abzinsungssatzes für inländische Pensionen. Die langfristigen Schulden erhöhten sich um 5,4 Mio. €. Die kurzfristigen Schulden stiegen um 23,2 Mio. €, im Wesentlichen bedingt durch einen Anstieg der erhaltenen Anzahlungen. Entwicklung in den Segmenten Im Segment Sheetfed lag der Auftragseingang im ersten Halbjahr 2023 bei 342,1 Mio. € und damit um 25,4 % unterhalb des extrem hohen Vorjahreswertes, der durch Nachholeffekte aufgrund der Covid-Pandemie geprägt war. Damit erfolgte die bereits prognostizierte Rückkehr auf ein robustes Auftragseingangsniveau. Der Umsatz konnte indes um 30,5 % auf 352,4 Mio. € zulegen. Bei einer Book-to-Bill-Ratio von 0,97 (Vj.: 1,70) reduzierte sich der Auftragsbestand durch die Auslieferungen planmäßig auf 572,6 Mio. € (Vj.: 629,9 Mio. €). Das EBIT lag mit 9,4 Mio. € zum 30. Juni 2023 deutlich über dem Vorjahreshalbjahr von -1,1 Mio. €. Entsprechend lag die EBIT-Marge bei 2,7 % (Vj.: -0,4 %). Im ersten Halbjahr 2023 stieg der Auftragseingang im Segment Digital & Webfed um 19,4 % auf 73,1 Mio. € (Vj.: 61,2 Mio. €) dank der Nachfrage nach der Rollendigitaldruckanlage RotaJET sowie den Wellpappemaschinen an. Der Umsatz lag mit 70,1 Mio. € um 23,9 % über dem Vorjahreswert von 56,6 Mio. €. Der Auftragsbestand erhöhte sich mit einer Book-to-Bill-Ratio von 1,04 (Vj.: 1,08) zum 30. Juni 2023 um 22,2 Mio. € auf 115,3 Mio. € (Vj.: 93,1 Mio. €). Das EBIT war noch von Anlauf- und Nachlaufkosten im Zusammenhang mit der Einführung der neuen Produkte im Flexo-, Wellpappe- und Digitaldruck belastet und lag bei -11,2 Mio. € (Vj.: -12,7 Mio. €). Die EBIT-Marge lag damit bei -16,0 % (Vj.: -22,4 %). Der Auftragseingang im Segment Special zum 30. Juni 2023 lag mit 154,4 Mio. € um 19,9 % unter dem Vorjahreswert von 192,7 Mio. €. Die Bestellungen bei Banknote Solutions (Banknoten- und Sicherheitsdruck), bei MetalPrint (Metallverpackungen) und Coding (Kennzeichnungslösungen für alle Branchen) lagen unterhalb des Vorjahreswertes. Dagegen ist der Auftragseingang bei Kammann (Direktdekoration von Hohlkörpern aus Glas und Kunststoff) gestiegen. Der Umsatz im ersten Halbjahr 2023 erhöhte sich um 6,8 % auf 195,0 Mio. € (Vj.: 182,6 Mio. €). Bei einer Book-to-Bill-Ratio von 0,79 (Vj.: 1,06) reduzierte sich der Auftragsbestand durch die erfolgten Auslieferungen und lag Ende Juni bei 212,8 Mio. € (Vj.: 287,7 Mio. €). Das EBIT verbesserte sich leicht von -2,5 Mio. € im Vorjahreshalbjahr auf -1,2 Mio. € zum 30. Juni 2023. Dieser negative Ergebnisbeitrag war hauptsächlich durch einen kurzfristigen Ausfall von zwei Kunden der Banknote Solutions begründet, die ihren jeweiligen Sitz im Sudan und Argentinien haben. Die EBIT-Marge lag bei -0,6 % nach -1,4 % im Vorjahreshalbjahr. Forschung und Entwicklung Neben den Produktneu- und -weiterentwicklungen mit Fokussierung auf den Verpackungs- und Industriedruck sind neue kundenorientierte digitale Services die Schwerpunkte der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten bei Koenig & Bauer. Mit maßgeschneiderten und durchgängigen Lösungen soll die Wettbewerbsfähigkeit der Kund:innen über Qualitäts- und Produktivitätssteigerungen sowie mehr Transparenz gesteigert werden. Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung lagen im ersten Halbjahr 2023 bei 5,2 % des Umsatzes (2022: 5,5 %). Zusätzlich wurden Entwicklungskosten in Höhe von 0,3 % des Umsatzes aktiviert (2022: 0,3 %). Auch künftig werden die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen in der Koenig & Bauer-Gruppe in dem herausfordernden Geschäftsumfeld nicht angetastet. Jüngstes Beispiel unserer kundenorientierten digitalen Services ist der erste funktionsfähige Prototyp (MVP) von Koenig & Bauer Analytics, den wir auf der Hannover Messe 2023 vorgestellt haben. Das leistungsstarke Analysewerkzeug führt Daten aus verschiedenen Quellen, wie Maschinen-Logfiles und Daten aus bestehenden MES- und MIS-Systemen, nahtlos zusammen. Es ermöglicht Anwender:innen, auf einfachste Weise komplexe Auswertungen über Muster, Trends und Anomalien in Produktionsprozessen zu erstellen und so ein ganzheitliches Verständnis ihrer Produktionsprozesse zu erhalten. Damit werden die Nutzer:innen in die Lage versetzt, Maßnahmen zu ergreifen, bevor diese zu größeren Problemen eskalieren könnten. Ziel ist es, dass so viele Maschinen wie möglich eine nahezu 100-prozentige Produktivität erreichen. Im Mittelpunkt steht dabei die Manufacturing Data Engine (MDE) von Google Cloud, die das Konsolidieren von Datensilos und das Gewinnen von Erkenntnissen aus Fertigungsdaten ermöglicht, um Effizienz und Produktivität zu verbessern. Das offizielle Produkt-Release ist für Herbst 2023 geplant. Im Bereich des Wachstumsmarkts Wellpappe wurde die vorrüstbare Stanze für die Chroma X Pro-Serie weiterentwickelt. Künftig bietet Koenig & Bauer Celmacch die neue Option des Innen- und Außendrucks in einem Durchgang an. Das beidseitige Bedrucken in einem einzigen Arbeitsgang ermöglicht nicht nur eine deutliche Effizienzsteigerung, sondern bringt auch eine erhebliche Senkung der Produktionskosten mit sich. Mitarbeiter Zum 30. Juni 2023 waren im Konzern 5.588 Mitarbeiter:innen und damit 262 mehr als zum Vorjahreszeitpunkt beschäftigt. In der Beschäftigtenzahl sind 259 junge Menschen und damit sechs mehr enthalten, die eine Ausbildung oder ein Praktikum absolvieren. Mit einer Ausbildungsquote von 4,6 % (Vj.: 4,8 %) hat die Sicherung des Fachkräftenachwuchses bei Koenig & Bauer einen hohen Stellenwert, denn sie ist eine wichtige Zukunftsinvestition. Das Unternehmen bietet allen Auszubildenden, die sich qualifiziert haben, einen unbefristeten Übernahmevertrag an. Risiko- und Chancenbericht Bei der Einschätzung der Risiken und Chancen für den Koenig & Bauer-Konzern haben sich im Berichtszeitraum keine wesentlichen Veränderungen gegenüber den entsprechenden Aussagen im Geschäftsbericht 2022 ergeben. Die wesentlichen Risiken unseres Geschäfts und das Risikomanagementsystem sind ab Seite 35 im Geschäftsbericht 2022 ausführlich beschrieben. Die wesentlichen Chancen finden sich auf der Seite 45 f. im Geschäftsbericht 2022. Ausblick Erwartete gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Rahmenbedingungen Insgesamt schlägt der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem "Juli Outlook" einen leicht optimistischeren Ton an, als noch im Frühjahr. "Bessere Ergebnisse für das globale Wachstum sind zunehmend plausibel geworden", heißt es im aktualisierten Wirtschaftsausblick, vor allem wenn die Kerninflationsraten "schneller als erwartet sinken" und die Energiepreise weiter fallen sollten. Das globale Wachstum soll von 3,5 % im vergangenen Jahr auf 3,0 % in 2023 sinken. Im Vergleich zur April-Prognose ist das jedoch eine leichte Verbesserung von 0,2 Prozentpunkten für das laufende Jahr. Für die Euro-Zone prognostiziert der IWF ein Wachstum von 0,9 % für 2023. Damit bleibt die Prognose weitgehend unverändert. Allerdings verschieben sich die Verhältnisse der einzelnen Staaten. Während Deutschland weiter ins Minus rutscht, korrigiert der Fonds seine Wachstumsprognose für tourismusstarke Länder wie Italien (plus 0,4 Prozentpunkte) und Spanien (plus 1,0 Prozentpunkte) nach oben. Deutschland bewegt sich mit seinen schwachen Aussichten damit gegen den Trend. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) hat seine Produktionsprognose für den Maschinenbau in Deutschland für 2023 unverändert bei einem Minus in der realen Produktion in Höhe von 2 % belassen. Kommentierte die Fünfmonatszahlen 2023 jedoch wie folgt: "Unser Bild einer anhaltend schwachen globalen Investitionsnachfrage bestätigt sich. Noch sind die Auftragspolster für die kommenden Monate groß genug, aber es mehrt sich die Zahl der Unternehmen, die hier eine deutliche Veränderung spüren." Prognosebericht Die Prognose für das Geschäftsjahr 2023 und die mittelfristigen Ziele sind gegenüber dem am 29. März 2023 im Geschäftsbericht 2022 veröffentlichten Prognosebericht auf S. 48 f. unverändert. Die getroffenen Prognoseeinschätzungen stehen unter der Annahme, dass es keine weiteren Rückschläge oder verschärfte Einschränkungen gegenüber dem heutigen Stand des Kriegsgeschehens in der Ukraine, der Energieversorgung, der global gestörten Lieferketten sowie bei der Bekämpfung der Pandemie gibt. Laufendes Jahr Für das Geschäftsjahr 2023 plant Koenig & Bauer trotz dieser herausfordernden makroökonomischen Gesamtlage mit einem Konzernumsatz von 1,3 Mrd. € bei einer EBIT-Marge von rund 3 %. Für 2023 erwartet das Unternehmen, dass das Segment Digital & Webfed einen überproportionalen Beitrag sowohl zur EBIT- als auch zur Umsatzsteigerung leisten kann. Prognose 2025 und mittelfristige Ziele Die Koenig & Bauer-Gruppe geht davon aus, mittelfristig ein Umsatzniveau im Konzern von rund 1,8 Mrd. € und eine EBIT-Marge von 8-9 % zu erreichen. Eine weitere Zielsetzung ist die Absenkung des Net Working Capitals auf einen Wert von maximal 25 % des Jahresumsatzes. Dabei soll bereits im Jahr 2025 ein Umsatz von 1,5 Mrd. € und eine EBIT-Marge von 6-7 % erzielt werden. Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit zählt zu den weltweit größten Herausforderungen in unserer Zeit. Daher gestaltet Koenig & Bauer seine Produkte und Prozesse so, dass sie zukunftsfähig sind. Dies ist auch in unserer Strategie "Exceeding Print" fest verankert. Die größten Treiber sind neben dem European Green Deal auch die eigenen Nachhaltigkeitsziele. Die Relevanz des Klima- und Umweltschutzes hat für Maschinen- und Anlagenbauer deutlich zugenommen. Immer mehr Kund:innen achten beim Maschinenkauf verstärkt auf Nachhaltigkeitsaspekte wie die Energie- und Ressourceneffizienz der Produkte. Da nach den Ergebnissen der für 2022 erstellten Klimabilanz über 90 % des Koenig & Bauer-CO 2 -Fußabdrucks bei der Produktnutzung entstehen, engagiert sich Koenig & Bauer im Besonderen über verschiedenste Initiativen für emissionsreduzierte Produkte aktiv für die Erhaltung und Schonung der Umwelt. An einer durchgeführten Sonderaktion des betrieblichen Vorschlagswesens beteiligten sich zahlreiche Mitarbeiter:innen mit Vorschlägen zur Steigerung der Energieeffizienz der Produkte. Die Umsetzung der innovativen Energieeffizienz-Vorschläge hat bereits begonnen. Mit unserem Green Energy-Konzept, das auch umfassende Energieeffizienzmaßnahmen beinhaltet, arbeiten wir entsprechend unserer Klimaziele an der Verbesserung der CO 2 -Bilanz in unseren Werken. In der Gießerei am Standort Würzburg erfolgt gerade mit der Installation eines neuen Schmelzbetriebs ein weiterer großer Nachhaltigkeitsschritt. Mit der im Herbst 2023 terminierten Produktionsaufnahme des neuen Mittelfrequenz-Schmelzofens neuester Technologie wird nur ein Bruchteil der bisherigen Schmelzzeit benötigt und damit die Energieeffizienz des Schmelzprozesses deutlich verbessert. Der neue Gießerei-Schmelzbetrieb verbraucht 30 % weniger Strom als die alte Anlage und zusätzlich können durch die optimierte Abwärmenutzung erhebliche Mengen Energie in das werksinterne Wärmenetz eingespeist werden. So kann die Menge des für die Gebäudeheizung am Standort Würzburg benötigten Erdgases um 8 % gesenkt werden. Zusätzlich kann durch den geschlossenen Wasserkreislauf der jährliche Wasserverbrauch um über 9.000 m 3 gesenkt werden. Zwischenabschluss Konzern-BilanzAktiva scrollen
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Erläuterungen zum Zwischenabschluss per 30. Juni 2023 1 Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden Der Quartalsbericht der Koenig & Bauer-Gruppe wird nach internationaler Rechnungslegung (IFRS) aufgestellt. Dabei werden alle am Abschlussstichtag gültigen International Financial Reporting Standards (IFRS) des International Accounting Standards Board (IASB), London, und alle verbindlichen Interpretationen des International Financial Reporting Interpretation Committee (IFRIC) sowie die Vorschriften der Europäischen Union berücksichtigt. Der Rechnungslegungsstandard IAS 34 für die Zwischenberichterstattung wird eingehalten. 2 Konsolidierungskreis und Konsolidierung Der Konsolidierungskreis und die Konsolidierungsmethoden haben sich im laufenden Geschäftsjahr nicht geändert. 3 Versicherung der gesetzlichen Vertreter Nach bestem Wissen versichern wir, dass gemäß den anzuwendenden Rechnungslegungsgrundsätzen für die Zwischenberichterstattung der Konzernzwischenabschluss ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage des Konzerns vermittelt und im Konzernzwischenlagebericht der Geschäftsverlauf einschließlich des Geschäftsergebnisses und die Lage des Konzerns so dargestellt sind, dass ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild vermittelt wird, sowie die wesentlichen Chancen und Risiken der voraussichtlichen Entwicklung des Konzerns im verbleibenden Geschäftsjahr beschrieben sind.
Würzburg, den 28. Juli 2023 Der Vorstand Dr. Andreas Pleßke Dr. Stephen M. Kimmich Dipl.-Betriebswirt Christoph Müller Dipl.-Ing. Ralf Sammeck Dipl.-Ing. Michael Ulverich 4 Segmentbericht 4.1 Segmentbericht nach Sparten scrollen
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4.2 Informationen über geografische Gebiete scrollen
5 Ergebnis je Aktie scrollen
Das Ergebnis je Aktie gemäß IAS 33 ermittelt sich aus dem anteiligen Konzernergebnis der Stammaktionäre dividiert durch die gewichtete Anzahl der ausstehenden Stammaktien (16.524.783 Stückaktien,Vorjahr: 16.524.783 Stückaktien). 6 Bilanz 6.1 Immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen scrollen
Die Investitionen in das Sachanlagevermögen von 18,2 Mio. € (1. Halbjahr 2022: 14,8 Mio. €) betreffen vorwiegend im Bau befindliche Anlagen, Nutzungsrechte für Grundstücke und Bauten sowie Zugänge zu anderen Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung. 6.2 Vorräte scrollen
6.3 Schulden Im ersten Halbjahr 2023 stiegen die langfristigen Schulden leicht um 5,4 Mio. €. Diese Erhöhung wurde im Wesentlichen durch den zinssatzbedingten Anstieg der Rückstellungen für Pensionen beeinflusst. Die kurzfristigen Schulden erhöhten sich um 23,2 Mio. €. Die Erhöhung setzt sich zusammen aus einem Anstieg der sonstigen Schulden, insbesondere der erhaltenen Anzahlungen, um 19,4 Mio. € und einem Anstieg der Finanzschulden um 10,8 Mio. €. Gegenläufig reduzierten sich die sonstigen Rückstellungen um 11,0 Mio. €. |
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